Codex diplomaticus Brandenurgensis

Riedel‘s Codex diplomaticus Brandenurgensis - Band 10 von 1856

Die Urkunde vom 17. Februar 1269

Die Urkunde vom 17. Februar 1269 ist nach heutigen Kenntnisstand die erste nachweislich schriftliche Erwähnung von Pessin, zu finden bei Moritz W. Heffter: Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten, Verlag von Ferdinand Riegel, Potsdam 1840, Seite 197. 1269 sollen laut Moritz W. Heffter »die Markgrafen Johann I., Otto IV. und Konrad I.« dem Domstift Brandenburg die »Kirche und das Kirchlehn im Dorfe Riez und den dazu gehörigen Ortschaften Pessin und Selvelang« übereignet haben und der Bischof Heinrich I. von Ostheren (*1261; † 1278) soll dazu seine Einwilligung gegeben haben. Von der bei Heffter erwähnten Urkunde (Copiar. antiq. p. 35 sq.) gibt es im Domstiftsarchiv Brandenburg zwei verschiedene Ausführungen, wobei nur in der zweiten Ausfertigung (U. 653) die Orte Selbelang und Pessin erwähnt sind. Ein Regest dieser zweiten Urkunde mit der Erwähnung von Pessin ist zu finden bei Wolfgang Schößler: Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, Teil 1: 948 – 1487.

Die Urkunde vom 17. Februar 1269 ohne die Erwähnung der Filialkirchen Pessin und Selbelang von der Pfarre des Dorfes Retzow (Rizzowe) findet man im Codex diplomaticus Brandenburgensis – Teil 1, Band 8 Seite 168/169 von 1847. Da Pessin in letzter genannter Urkunde im Codex diplomaticus Brandenburgensis keine Erwähnung fand, ging man jahrelang davon aus, dass Pessin erstmalig nachweislich schriftlich im Jahre 1335 als Possin (5. Dezember 1335) anlässlich der Belehnung derer von Rochow – einem alten einflussreichen märkischen Adelsgeschlecht – durch den Markgrafen Ludwig I. (Ludwig der Brandenburger; Ludwig V. – Herzog von Bayern) (* 1315, † 1361) (siehe: Codex diplomaticus Brandenburgensis – Teil 1, Band 10 Seite 120/121 von 1856) erwähnt wurde. Dieses Datum und der genannte Anlass wären als Ersterwähnungsdatum falsch, denn bereits am 9. Juni 1335 in der Anordnung zur Regelung des Unterhalt der Dämme zu Brandenburg des Markgrafen Ludwig I. wurde Pessin neben zahlreichen anderen Ortschaften des Havellandes erwähnt, siehe dazu Codex diplomaticus Brandenburgensis – Teil 1, Band 9, Seite 32 von 1849, die Originalurkunde befindet sich heute im Stadtarchiv von Brandenburg an der Havel. Im Landbuch von Kaiser Karl IV. von 1375 findet Pessin im Zusammenhang mit dem Besitzungen von Fritze von Knobelisk (Fricze von Knoblok, Fritze von Knoblauch) († ca. 1382) und den Nutzungsrechten derer von Bredow Erwähnung.

 

Reinschrift des Codex diplomaticus Brandenurgensis

Riedel's Codex diplomaticus Brandenurgensis - Teil 1 Band 10 Seite 120/121 von 1856

VI. Markgraf Ludwig verleiht denen von Rochow für deren Abtretung von Golzow die Bebe in Berge und Pessin, so wie das Dorf Bliesendorf, am 5 Dezember 1335

Anno domini M. CCC. XXXV in vigilia Nycolai in Berlin. Wir Ludowig bekennen, daz vns Wichart, betiko und Johannes, brudere, von Rockowe, habin gelazin mit gutem willen daz holtz, daz da beizet Clapeduk*) vnd die state zu der Goltzowe mit allem rechte, also sie daz häten vnd den Zol daselbs und beide müle, die dar zv horent, vnd daz vorwerk mit allen eckern, mit dem wingarten vnd mit den wissen, also si das haden mit allem rechte. Dez haben wir in vad iren rechten erben wider gelazen und gelibin zv rechtem Leben mit gesampniter hant die bete, alle phenning vnd kornes, und wa sie vz vallet, in dem dorfen berge und Possin **). In welchin dingen wi die bete da habin, vnd habin in vnd iren rechten erben dazu lazen vnd gelichen mit sampniter hantzv rechten len daz dorf Blisindorp mit höchstem vnd sideltem richte, mit dem kirchlehen, mit allir bete, mit holtz, mit grase, mit weide, mit allem nutz vnd frucht vnd mit allem dem recht, also wir daz beden. In disen drien dorfen lazen wir den vorgenanten von Rochowe vir vund virzig stucke geldes; wer in den dorfen mer, daz sulen si vns wider keren, wer aber dar minder, daz sule wir in anderweide vorguden. Dez sint gezüg der edele man Graue herman von Henninberg, her Jan von Buch, her heinrich von Ysoltzried, her Johan von Helbe, Herman von wolko, heinrich von Kröchern, Dieterich von Zikow, ritter, Beringer hele vnd ander frume lüte.

Nach dem Kopialbuche der Advocatia Brandenburgensis Nr. VII. Mangelhaft abgedruckt un Gerck. Cod. II, 536

*) Nach einer anderen Kopie No 10 desselben Kopialbuches: dat holt dat dar heitet Clapedunk
**) Nach der zweiten Kopie: berghe vnd Pessin