Chronik Teil II. – Abschied von Knoblauch & Co

Als Erster gingen derer von Bredow

Nach 1650 mussten sich viele Besitzer von Rittersitzen aufgrund ihrer hohen Schulden von Ihren Gütern trennen und verkauften sie an landfremde Adlige (Wiederkaufsbesitz) oder kapitalkräftige Bürger dieses Schicksal traf auch Pessiner Rittersitze.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert begann der endgültige Abschied von derer von Bredow und Knobloch, das kleine Pessiner Gut derer von Bredow musste 1928 wegen Konkurs verkauft werden, es war bereits 1375 im Besitz von derer von Bredow.

Das Ende der Ära derer von Knoblauch

Herrenhaus derer von Knoblauch - Postkarte ca. 1915 (Wilhelm Greve, Königl. Hofbuchdruckerei) - Grafik von 1912 (Künstler unbekannt)

Mit der Zwangsversteigerung der Güter von Fritze von Knoblauch im Jahre 1932 endete auch die Ära derer von Knoblauch, die mit einem Fritze von Knobelisk (Fricze von Knoblok, Fritze von Knoblauch) († ca. 1382) einst begann. Zuvor war Arnold von Knoblauch zu Beginn des Jahrhunderts verstorben ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Übrig blieb jener Fritze von Knoblauch, der das Gut nicht halten konnte. Dieses Ende zeichnete sich zuvor langsam ab, da viele Männer aus dem Hause Knoblauch zum Militär gingen, um dort Karriere zu machen, wie z.B. als Kommandeur des Garde-Jäger-Regiments zu Potsdam (1834). Manch einer von den Offizieren aus dem Hause Knoblauch fiel in einem der vielen Kriege dieser Zeit und andere blieben gar kinderlos.

Das Knoblauchsche Gut wurde bei der Zwangsversteigerung 1932 durch Alfred von Bake (* 1888) und dessen 1912 geehelichten Frau Marie-Luise von Zanthier (* 1893) erworben, deren Ära als Gutsherren dauert jedoch nur 13 Jahre und endet mit der Enteignung im Jahre 1945. Alfred von Bake war neben Pessin noch Gutsherr auf Bakerode im Landkreis Samter (Provinz Posen, heute Polen). Alfred von Bake war der Sohn des königlich preußischen Landesökonomierates und mehrfachen Gutsbesitzers Theodor Bake (* 1849; † 1921), welcher am 27. Januar 1906 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben wurde. Theodor Bake war der Sohn des Gutsherrn auf Teuchern im damaligen Landkreis Weißenfels (heute Burgenlandkreis, Sachsen - Anhalt) Theodor Bake (* 1815; † 1890) und dessen Frau Agnes Malwine Heyne, deren zweiter Sohn war der königlich preußische Regierungspräsident in Trier (1903 bis 1908) und später in Arnsberg (1908 bis 1919) Alfred Georg von Bake (* 1854; † 1934). Dieser wurde am 6. August 1907 mit Diplom vom 29. September 1907 in Rominten (ehemals Ostpreußen, heute Russland) ebenfalls in den preußischen Adelsstand erhoben.

Das Gutshaus nach dem Zweiten Weltkrieg

Postkarte von ca. 1890, Verlag Johann Lindenberg, Rathenow

Am 1419 erbaute Knoblauchsche Herrenhaus erfolgten um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert mehrfache Umbauarbeiten. Nach 1945 retteten tiefgreifenste bauliche Veränderungen vor einem etwaigen Abriß gem. des Befehl Nr. 209 der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) vom 9. September 1947 (Abrißbefehl). In Zuge dieser Veränderungen wurde der Saalanbau des Gutshauses abgetragen, das Wappen derer von Knoblauch wurde entfernt und die alten Linden vor dem Haus fielen der Säge zum Opfer.

Der Pessiner Bürgermeister schrieb am 15. Juli 1948 bzgl. des Abrisses des Herrenhauses einen Brief an das brandenburgische Innenministerium in dem folgendem Wortlaut: »Das Haus ist ein Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert (1412) und steht unter Denkmalschutz. Seit dem Zusammenbruch wird das Haus als Bürgermeisterei und für andere Zwecke, wie VdgB, Jugendheim und Kindergarten genutzt. Da das Haus günstig in der Mitte des Dorfes liegt und nicht den Charakter eines Herrenhauses hat, ist es für oben genannten Zweck besonders geeignet. Das Gebäude hat eine Einzellage, so daß später nichts daran erinnern wird, daß es einst ein Gutshaus war.«
In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte letzte größere Veränderung mit der Überformung der westlichen Fachwerkfassade. Es unterlag seit seiner Enteignung der unterschiedlichster Nutzung wie Wohnhaus, Kinderkrippe und Kindergarten, Amtssitz der Gemeinde, Bibliothek und Arztpraxis. Die Gemeinde Pessin als letzter Eigentümer verkaufte im Februar 2007 das Haus, es ist nunmehr wieder im Privatbesitz .

Weitere herrschaftliche Häuser

Das Herrenhaus von 1419 war jedoch nicht das einzige Herrenhaus derer von Knobloch, bei Andreae, A. & Geiseler, U., Die Herrenhäuser des Havellandes ist auf Seite 239 bzgl. der Herrenhäuser folgendes zu lesen:
»In unmittelbarer Nähe des alten Gebäudes (Herrensitz 1 der Familie von Knoblauch) befindet sich ein weiteres Herrenhaus, daß die Brüder Wilhelm und Arnold von Knoblauch um die Mitte des 19. Jh. erbauen ließen. Dieses Haus ist heute in einem desolaten, nicht mehr bewohnbarem Zustand. Der ältere Ursprungsbau ist kaum noch erkennbar. Der auf der Straßenseite siebenachsige eingeschossige Hauptbau wurde an beiden Giebelseiten mit Anbauten versehen.« [Foto]
Diese Haus zweite Herrenhaus wurde im Jahre 1850 erbau und war nach dem Knoblauchschen Konkurs bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Besitz der Familie derer von Donner und diese wurde nach dem Krieg enteignet und das Gebäude unterschiedlichste genutzt. Zuletzt war es Sitz der LPG und wurde nach Wende 1989/1990 nicht mehr weitergenutzt und verfiel zusehends. Auf Grund eines fehlenden Nutzungskonzepts seitens des Investors und des desolaten Zustandes des Gebäudes wurde es 2004/2005 zum Opfer der Abrissbirne.

Die Knoblauchs waren nicht die einzigen Besitzer schöner Gutshäuser in Pessin, so ließen derer von Bredows sich ebenfalls ein prächtiges Gutshaus im Jahre 1835 errichten, ein Putzbau der nach 1945 als Schule genutzt wurde.

Alte Schule bzw. Herrenhaus derer von Bredow, erbaut 1835

 

Literatur-Nachweis

  1. Codex diplomaticus Brandenburgensis - Band 10 Seite 120/121 von 1856
  2. Andreae, A./Geiseler, U., Die Herrenhäuser des Havellandes, 2001, ISBN 3-931836-59-2
  3. Theodor Fontane: Das Ländchen Friesack und die Bredows - Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-7466-5707-5
  4. Dr. Henning v. Koss: Das Ländchen Friesack und die Bredows - Eine Wanderung durch sechs Jahrhunderte, Märkische Verlagsgesellschaft Kiel, Kiel 1965, ASIN: B0000BKF0C
  5. Kreil: Amtsbereich Friesack - Streifzüge durch Ländchen und Luch -, Geiger-Verlag (1996), ISBN 3-89570-131-9
  6. Klaus-Dieter Wille: Von Ort zu Ort durchs Havelland, Stattbuch Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-922778-57-7
  7. Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, von Prof. Dr. Ernst Heinrich Kneschke, 1860 bei Friedrich Voigt in Leipzig
  8. Neues Preussisches Adels-Lexicon,von Freiherr Leopold Zedlitz-Neukirch, 1836 bei Gebrüder Reichenbach in Leipzig
  9. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Seite 320, Band 91 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1987
  10. www.rootsweb.com
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil B 1941, Verlag Justus Perthes, Gotha 1941
  12. Amtsblatt 1912 - (Stadt und Landesbibliothek Potsdam (StLB))
  13. Horst Weikert - Beiträge in der Märkischen Allgemeine vom Januar bis Mai 2008